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  • AutorenbildJohanna Tiefenbacher

Content Warnungen und Trigger

In fast allen meinen Büchern sind Warnungen zu bestimmten Themen enthalten. Das mag für viele nicht notwendig sein, einige vielleicht sogar stören, aber es ist mir wichtig, darauf hinzuweisen. In meiner Fantasy-Trilogie steht die Warnung direkt vorne, in meinem Buch “Bring mir bei, zu fliegen” ist vorn ein Verweis auf eine Seite hinten im Buch. Ich halte beides für gute Lösungen, solange die Warnung nicht zu übersehen ist.

Bisher habe ich für mich selbst aber tatsächlich wenig bis gar nicht darauf geachtet. Es gibt durchaus Themen, die ich in bestimmten Gemütslagen vermeide, ich habe auch schon mal heftiger auf ein Buch, eine Serie oder einen Film reagiert, als ich erwartet hätte, aber es war nie besonders schlimm.

Bisher.

Ich habe lange überlegt, ob ich diese Erfahrung teile, mittlerweile ist es lange genug her, dass es mir nur noch leichtes Unwohlsein beschert, darüber nachzudenken, und vielleicht hilft es ja einigen, zu verstehen, wie sehr ein kurzer Augenblick Einfluss auf den Alltag von Menschen haben kann.

Ich werde hier thematisch nicht ins Detail gehen, weil ich sowohl für mich als auch für euch Lesenden das Thema nicht nennen möchte.


Vor über einem Monat habe ich eine Serie geschaut, auf die ich mich sehr gefreut habe. Ich habe die erste Staffel geliebt. Die Bücher dazu habe ich nicht gelesen, wusste also nicht, wie sich die Handlung entwickeln könnte. Nach der ersten Staffel hätte ich nicht erwartet, dass mich die zweite emotional so mitnehmen würde.

Ich denke, die Sterne standen einfach ungünstig für mich. Ich war in einer Phase, in der bestimmte Erlebnisse aus meiner Vergangenheit wieder näher an der Oberfläche schwammen, ich habe es kein bisschen von einer solchen Serie erwartet und mich mit dem Charakter, um den es geht, schon vorher ein bisschen zu sehr identifizieren können.

Dann ist es passiert. Völlig unvorbereitet hat es mich gepackt, ich musste weinen und konnte mich lange nicht beruhigen. Dabei war es nur ein kurzer Moment. Ein paar Worte.

Es wurde nicht einmal gezeigt, nur erzählt. Ich kann leider nicht sagen, ob es hier eine Warnung im Vorfeld gab, falls ja, habe ich sie nicht bewusst wahrgenommen, weil ich bisher nie besonders darauf geachtet habe. Ich kann aber auch nicht zurückgehen, um nachzuschauen.


Die Woche nach dem Moment war die Hölle für mich. Ich habe den Augenblick und wie ich mich urplötzlich gefühlt habe, nicht aus dem Kopf bekommen. Erinnerungen sind in mir hochgekommen, an die ich so intensiv ewig nicht mehr gedacht habe. Aber ich konnte die ersten Tage auch nicht darüber sprechen. Ich wusste nicht, wie. Denn wann immer ich in Gesellschaft von Menschen war, ging es mir besser und wollte dieses Gefühl halten und nicht an all das denken, was unweigerlich wieder hochkommen würde, sobald ich allein war. Erst fünf Tage später habe ich mich einem Freund anvertraut. Auch nur, weil ich es allein in meinem Kopf nicht mehr ausgehalten habe und er mich so gut kennt, dass ich ihm die Situation schildern konnte, ohne wirklich darüber sprechen zu müssen.

Danach ging es bergauf. Obwohl ich mit ihm gar nicht weiter darüber gesprochen habe, tat es gut zu wissen, dass er weiß, wie es mir geht und für mich da ist. Meine Gedanken haben sich langsam beruhigt und es ging mir psychisch wieder besser.


Aber vorbei war und ist es nicht. In meiner Bubble ist diese Serie (und die Bücher dazu) sehr präsent. Menschen lieben sie und berichten darüber. Ich sehe noch immer fast täglich Content dazu. Was auch gut ist! Denn es ist eine gute Serie und es tut mir im Herzen weh, dass ich sie nicht mehr schauen kann. Ich weiß, dass viele Menschen sie anschauen und lieben und keinen zweiten Gedanken an den Moment verschwenden, der mir so zugesetzt hat. So soll es auch sein.

Ich bekomme noch immer unangenehmes Herzklopfen, wenn ich den Titel lese oder höre, wenn ich Bilder dazu sehe … aber es wird besser und ich kann damit umgehen. Sollte ich noch einmal von etwas so getriggert werden, weiß ich nun besser, wie ich damit umgehen kann und zumindest die Angst vor den Gefühlen wird schwächer sein. Ich bin jetzt darauf vorbereitet, dass es bei diesem Thema passieren kann und werde Warnungen nicht mehr ignorieren.


Deshalb meine Bitte: Schreibt Content Warnungen in eure Bücher. Natürlich kann man nicht vor allem warnen, aber es gibt Themen, bei denen es wahrscheinlicher ist, dass es Menschen hart trifft. Bereitet diese Menschen darauf vor, gebt ihnen die Chance, diese Inhalte zu vermeiden oder sich eben ganz bewusst damit auseinanderzusetzen. Auch wenn es nur eine einzige Person ist, die ihr vor diesem unerwarteten Schock bewahrt, ist es das wert, oder etwa nicht?

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