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AutorenbildJohanna Tiefenbacher

Auch wenn's weh tut ...



Schaut sie euch an. Sieht sie nicht glücklich aus?

Das war in meinem Urlaub in Wien und ja, in dem Moment war ich glücklich. Der Urlaub war schön und vor allem war es eine Zeit, in der ich einfach loslassen konnte.


Leider ging es mir in den letzten Monaten nicht so gut. Ich war viel krank, viel gestresst und nur in solchen losgelösten Momenten wirklich glücklich. Nun erwarte ich nicht, dass ich in meinem Leben immer glücklich sein muss, aber da war immer diese nagende Stimme, die mir geflüstert hat, dass es so, wie es gerade läuft, nicht weitergehen kann.

Ich habe sie ignoriert, weitergemacht, an meinen Plänen festgehalten, schöne Momente erlebt (worüber ich auch wirklich froh bin) und dann bin ich krank geworden. Jedes Mal etwas schlimmer und länger. Irgendwie war ich zum Glück zu meinen Urlauben immer wieder gesund und bisher scheine ich Wien auch gut überstanden zu haben.

Aber ich befürchte, das liegt auch daran, dass ich davor/währenddessen/danach (die Gedanken waren da, auch wenn ich mich nicht mit ihnen beschäftigen wollte) eine Entscheidung getroffen habe. Es ist eine Entscheidung, die mir verdammt schwergefallen ist. Über die ich nicht glücklich bin und vor der ich große Angst hatte, aber mein Herz sagt mir, dass es die richtige war.


Die Wahrheit ist, ich habe mich übernommen. Nicht erst in diesem Jahr, sondern schon viel länger. Nach einer Phase in meinem Leben, in der ich orientierungslos war, habe ich mich auf jede Chance gestürzt, die sich mir geboten hat. Ich wusste, dass es eigentlich zu viel für mich ist, aber ich habe mir gesagt, dass andere das auch schaffen und es irgendwie gehen wird, wenn ich es nur fest genug will.

Und so war es auch. Irgendwie habe ich es geschafft. Ja, ich war ab und an krank, aber tatsächlich gar nicht so schlimm. Na gut, es gab Tage, an denen habe ich es nicht aus dem Bett geschafft. Und ja, es gab mehr als einen Nervenzusammenbruch, sobald ich nach einem langen Tag allein in meiner Wohnung war. Aber ich habe vor allem im letzten Jahr unheimlich viel geschafft und mir immer wieder gesagt, dass ich nur noch etwas länger durchhalten muss, bis ich eine Pause habe, weniger arbeiten muss, Urlaube habe, was auch immer gerade zutraf …


Aber das stimmte nicht. Denn jedes Mal, wenn ich mehr Zeit hatte, habe ich sie mit den Dingen gefüllt, die ich auch noch machen wollte.

Dafür habe ich auch Dinge (wie das Schreiben) aufgegeben.

Und dann habe ich auch noch einen Hund adoptiert. Und was soll ich sagen? Das hat alles verändert.

Natürlich ist es auch viel Arbeit und ich verbringe viel Zeit mit ihm, gerade jetzt in der Anfangsphase. Und ja, vielleicht habe ich das etwas unterschätzt, oder es war mir erst einmal egal, weil ich schon mein ganzes Leben lang einen Hund wollte und ja vorher auch alles irgendwie geschafft habe.


Aber die Prioritäten haben sich in meinem Kopf verschoben. Ich kann nicht mehr einen ganzen Tag im Bett bleiben. Wenn ich krank bin, muss der Hund trotzdem raus. Da ist jetzt jemand, der auf mich angewiesen ist. Und wenn er mitkommt, ist es für mich noch anstrengender unterwegs und unter Menschen zu sein als gewöhnlich. Zumal er im Moment noch super schnell von allem abgelenkt ist und vor allem andere Hunde gar nicht leiden kann. Ich muss also immer ein Auge auf ihn und die Umgebung haben.

Und auf einmal konnte ich nicht mehr.

Schon seit einer Weile. Aber ich habe trotzdem weitergemacht, nicht eingesehen, dass es nicht mehr geht, weil ich nichts in meinem Leben aufgeben und niemanden im Stich lassen wollte.


Aber jetzt kann und will ich das nicht mehr. Also musste ich etwas aufgeben, was ich nicht aufgeben wollte. Ich musste Menschen enttäuschen und habe deshalb ein schlechtes Gewissen. Aber ich musste an meine Gesundheit, an Viktor (den Hund) und meine Zukunft denken. In der es irgendwann wieder Zeit und Raum geben wird. In der es weniger anstrengend ist, den Hund mitzunehmen (hoffentlich) und in der ich wieder vollständig gesund bin.


Ich möchte wieder freie Abende ohne schlechtes Gewissen haben, dass ich noch etwas erledigen müsste. Ich möchte meine Freunde öfter sehen (es tut mir so leid, dass ich nie Zeit für euch hatte!). Ich möchte endlich wieder schreiben und ich möchte Zeit für andere kreative Ideen haben, die zu kurz gekommen sind.

Mein Körper und meine Seele müssen heilen. Ich muss mich an mein Leben mit Hund gewöhnen und auch wenn es wehtut, ist es der Preis, den ich erst einmal dafür zahlen muss, dass ich jetzt endlich einen kleinen Vierbeiner an meiner Seite habe, der mich hoffentlich viele, viele Jahre begleiten wird. Er ist es wert. Und vielleicht brauchte ich genau ihn, um endlich zu erkennen, dass mir mein Verhalten schon vorher nicht gutgetan hat.

Nicht jede richtige Entscheidung fühlt sich gut an. Das ist leider so.

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